Brille. Von 1684 bis 1920 galt als Erfinder der Brille der
Florentiner Salvino degli Armati. Dann stellte sich heraus, daß Salvino degli
Armati nie gelebt hat. Gefälscht wie Arabisches Reiterfleisch. Urheber der
Brillenlüge war ein gewisser Ferdinando Leopoldo del Migliore, der 1684
behauptete, bis vor einigen Jahren sei in der kleinen Kirche Santa Maria
Maggiore eine Inschrift auf einem Grabmal gestanden, welches später leider
einem Umbau zum Opfer gefallen sei, aber vorher von ihm konnte noch die
Inschrift abgeschrieben werden: QVI DIACE SALVINO D'ARMATO DEGLI ARMATI DI FIR.
INVENTOR DEGL' OCCHIALI DIO GLI PERDONI LA PECCATA ANNO D.MCCCXVII. (Hier liegt
Salvino d’Armato degli Armati aus Florenz, der Erfinder der Augengläser. Möge
Gott seine Sünden vergeben. Anno Domini 1317). Alles frei erfunden. Im Jahr
1841 fälschte man sogar noch die Fälschung, indem man eine Marmorplatte mit der
betreffenden Inschrift in der Kirche anschraubte. 1920 wurde dann bewiesen, daß
diese Darstellung von vorn bis hinten erlogen war. Unter anderem ist das Wort
„INVENTOR“ für das 14. Jahrhundert ein Anachronismus. Ja, und als Frage bleibt:
Und wo ist Buddy Hollys Brille jetzt?
Brot. Unter den Gebildbroten, wie man das nennt, war schon
immer die Schnecke meine Favoritin. Mit Zuckerguß übergossene Rosinen in den
Schneckenwindungen, ja. Amerikaner habe ich nie besonders gemocht, wegen des komischen
Teigs. Wikipedia berichtet über das ungeklärte paretymologische Dilemma beim
„Amerikaner“: entweder handelt es sich um eine Verballhornung von
Ammoniumhydrogencarbonat (1), um eine Erfindung von GIs (2), um eine Umtaufe
von Black And White Cookies (3) oder um eine Übertragung, die auf dem
Brodie-Helm aus dem 1. Weltkrieg beruht(4). Ich bin klar für Lösung (4). Und es
gäbe ja „Literaturhinweise“ für die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Ich meine,
das ist alles noch nicht so lange her, und schon hat man vergessen, wo dieses
Wort herkommt. Wer hat noch einmal gesagt, das Wichtigste an der Kultur sei das
Vergessen. Und warum habe ich ausgerechnet vergessen, wer das sagte?
Brotbeutel. Das erinnert mich an die Schule. Schüler, die
ein Butterbrot mithatten. Eingeschlagen in Butterbrotpapier. Oder eine
Tupperdose mit Apfelstücken. Oder eine Banane, an der ja so praktisch ist, daß
sie sich selbst eingepackt hat. Ich glaube, ich hatte höchstens mal in der
Grundschule noch ein Pausenbrot mit. Danach konnte ich meine Mutter überzeugen,
auch ohne feste Nahrung sechs Stunden auszukommen. Und ich war immer befremdet
über diesen riesigen Aufwand mit Tupperdosen, Brotbeuteln, Butterbroten,
Hanuta, Duplo und Raider.
An dieser Stelle will ich übrigens etwas ergänzen, das ganz hervorragend zum Thema "Bort" passt. Nämlich den "Ausbund". Denn das ist der Begriff, der den Riss in der Brotrinde bezeichnet, der durch Einschneiden des Teiglings entsteht.
AntwortenLöschenChristine, das macht wirklich meinen Tag. Dafür gibt es tatsächlich ein Wort! Ausbund! Toll.
AntwortenLöschenÜbrigens: Ihre Domain erinnert mich an meine letzten Hollandferien. Mein Urlaubstagebuch hab ich Pünt-NL getauft, nach etlichen Stunden Radio Veronica, Werbespots aus unverständlichem Holländisch, und dann immer: Pünt-NL.