Brettspiele. Dame. Ich habe es noch einmal separat im
Brockhaus nachgeschlagen: es ist das Eckfeld bei Brettspielen, das angeblich
„Hocke“ heißt. Das habe ich noch nie gehört. Und die Herren Duden, Wahrig und
Mackensen auch noch nicht, vom Fräulein Internet ganz zu schweigen. Die
Gebrüder Grimm bieten für Hocke immerhin noch „kleinverkäufer,
vornehmlich von eszwaaren“, was man sich auch ganz gut vorstellen kann, aber
auch kein Eckfeld. Vielleicht hat sich auch ein Brockhausredakteur einen Spaß
gemacht und ein kleines Stichwort hineingelogen. - Dame jedenfalls habe
ich nie gerne gespielt. Man konnte nur so wenig Sachen machen, und außerdem mag
ich keine Spiele, die sich nicht mehr wenden lassen, wenn es einmal schlecht
aussieht. Mühle. Im Gegensatz als Kind am meisten gespielt. Ganz früher immer
nur versucht Mühlen zu erzwingen, später klüger geworden: bessere Verteilung
der Steine, den anderen einschließen. Nicht den Gegner erschießen, sondern ihn
erwürgen. Man unterscheidet übrigens Brettspiele danach, ob es eine perfekte
Strategie gibt, als sehr schwach gelöst, schwach gelöst und stark gelöst. Sehr
schwach gelöst sind Spiele, die man nicht mehr verlieren kann, wenn man von
Anfang an perfekt spielt. Mühle ist sehr schwach gelöst, und damit eigentlich
langweilig. Einige Schach-Endspielkonstellationen sind ebenfalls gelöst. Das
Entsetzen, wenn Schach eines Tages einmal schwach gelöst würde, das völlige
Zusammenbrechen der Schachwelt. Oder hat man schon bewiesen, daß es ein
perfektes Spiel bei Schach nicht geben kann? Puff, Tricktrack. Den Begriff
Backgammon gibt es im Brockhaus zwischen Backfischjahre und Backobst nicht.
„Puff“ heißt eigentlich Pasch. Der Begriff Puff für Bordell kommt etymologisch
tatsächlich von diesem Spiel, weil in alten Bordellen offenbar gerne Puff
gespielt wurde. Heute spielen sie im Puff wohl eher Tricktrack. Puff für
Bordell, seltene rhetorische Figur, ist das eine Antonomasie? Salta. Das ist
interessant. Das Spiel wurde 1899 von Konrad Heinrich Büttgenbach, einem
erfolglosen Komponisten, erfunden. Büttgenbach, der Clemens Wilmenrod der
Brettspiele, bekam auf der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille und durfte
gegen Sarah Bernhardt spielen. Es spielt sich so ähnlich wie Dame, ist
allerdings komplizierter, mit Steinen, die Sonne, Mond und Sterne heißen. Salta
war ein echter Schlager und hatte Dame fast schon verdrängt, als der Erste
Weltkrieg dazwischenkam. Danach wurde es dann vergessen. Was es 1952 in diesem
Brockhaus zu suchen hat, ist mir rätselhaft. (Notiz: Weltkriege haben also
verhindert: a) eine Einigung im amerikanisch-japanischen Zitrustaxinomiestreit
(s.o. A16) b) den Siegeszug von Salta c) Fußball-WM 1942 in Deutschland.
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