Braten. Die Abbildung hat mich zunächst irritiert – das soll
eine Bratpfanne sein? Ist es aber tatsächlich, denn es handelt sich um eine
sogenannte Schmorpfanne mit hohem Rand. Apropos. Das mit Clemens Wilmenrod (A16)
hat mir keine Ruhe gelassen. Zum Arabischen Reiterfleisch gibt es noch folgende
Ergänzung: Clemens Wilmenrod hat tatsächlich den Nahen Osten bereist, und zwar
den Libanon. Eines Abends wurde er beim Botschafter eingeladen. Dessen Frau
kochte höchstpersönlich, und zwar ein altes schwäbisches Rezept: Hackfleischpfanne mit Äpfeln
und Merrettich. Ja, und das war die Geburtstunde von Wilmenroeds Arabischen
Reiterfleisches. Er hat buchstäblich jedes Rezept erlogen. Alle. Ich habe das
Arabische Reiterfleisch übrigens nachgekocht. Es drohte eine ziemlich trockene
Angelegenheit zu werden, und deshalb sollte man die zweite Hälfte des Joghurts
erst kurz vor Schluß mit dem Merrettich zugeben. Dann ist es flüssiger, sieht
aber ein wenig nach Arabischer Reiterkotze aus. Vier Eßlöffel Tomatenketchup
haben sich übrigens auch in das Rezept verirrt, weil die arabischen Reiter auch
ganz gewiß eine Flasche Heinz Ketchup in ihrer Kamelsatteltasche haben. Hallo,
Clemens Wilmenrod? Im Internet vagabundieren diverse Rezepte von Wilmenrod herum
wie mehrfach weitererzählte und unzuverlässige Nibelungensagen. Zum Beispiel
die „Gewitterwürstchen“, das sind aufgeschnittene Bockwürstchen, mit
Chesterkäse gefüllt, dann etwas angebraten, und darüber, ja genau, etwas
Tomatenketchup. („Bitte urteilen Sie erst, wenn Sie es
gegessen haben. Sie werden jauchzen“) Wohl wegen der Verfilmung sind die
antiquarischen Wilmenrod-Kochbücher arg teuer. Vielleicht kaufe ich trotzdem
eins, und koche mich jeden Samstag ins Jahr 1952 zurück. Zum Beispiel Venezianischer Weihnachtsschmaus (ein paniertes Schnitzel mit einer Sauce aus geschälten Tomaten).
Brause. Bemerkenswert ist die Ringbrause. Es handelt sich um
einen Bügel mit Löchern, den man sich auf die Schultern legt und von dem man halsabwärts
abgebraust wird. Alle sehr spärlichen Quellenfunde im Internet weisen auf
einziges Fabrikat hin, und zwar von der Firma Junkers,
als Zubehör zum Durchlauferhitzer, den man sich damals zuerst in der Küche
installierte. Es ist die selbe Firma Junkers, die noch einige Jahre zuvor mit
dem Junkers Ju 87 Sturzkampfbomber eine etwas andere Ausrichtung des
Produktportfolios hatte. Die Ringbrause dürfte in der Handhabung auch
unglaublich unpraktisch sein. Und Duschen ohne Kopfabspülen, das ist doch wie
Arabisches Reiterfleisch ohne Merrettich.
Braut. Auffällig übrigens, wie häufig unser altes Buch es
schafft, den Brockhaus von 2013 aka Wikipedia auszustechen. Bei Angster und
Aquamanile kam Wiki noch mit, aber die Ringbrause ist ihr unbekannt, ebenso der
Hormet. Das ist eine Brautkrone für Bäuerinnen. Selbst im ganzen Internet gibt
es dazu nur Spärliches, allerdings findet man den schönen Begriff der
„Hormetjungfer“. Irgendwann einmal habe ich doch mal in einem Aufsatz gelesen
darüber, daß dieses Internet alles beschreiben wird, was es gibt, und das würde
dazu führen, daß umgekehrt die Dinge, die nicht im Internet stehen werden,
schlicht und ergreifend nicht mehr existieren. Sie werden namenlose und unverständliche
Gerätschaften im abgeschlossenen Keller des Heimatmuseums.
Wilmenrod Kochbücher: sind unterhaltsam und schön gestaltet, haben aber in der Erstausgabe von Hoffmann und Campe einen extremen Makel (Zumindest bei meinem Exemplar): Die Klebebindung macht schlapp, das Buch wird zu einer losen Sammlung vergilbter Blätter. Ich vermute das treibt in erster Linie den Preis nach oben weil viele Exemplare im Altpapier gelandet sind. "Es liegt mir auf der Zunge" sollte es aber auch als RoRoRo Taschenbuch geben, da hält bei mir noch die Klebung. Eindeutige Leseempfehlung. Kochbücher liest man ja sonst selten ganz...
AntwortenLöschenGut, daß Sie mich mit Ihrem Kommentar daran erinnern, noch einmal auf die Suche zu gehen! Mein eigenes privates Kochbuch heißt "Wilmenrods Erben" und eigentlich müßte ich doch mal einen echten Wilmenrod dazustellen.
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