Wagen. Ich habe jetzt mal nachgeschaut: tatsächlich kennt
der Brockhaus auch „Wagen“ für Kraftwagen schon. Aber er definiert Wagen auch
„im engeren Sinne“, und das sind Pferdewagen. Mir sind die ganzen Unterschiede
zwischen den einzelnen Kutschen nicht ganz klar. Gut, es gibt Einachser und
Zweiachser.
Ich habe mich gerade bei der „Anspannung“ festgelesen.
Das Wort „Anspannung“ hat später noch Jobs gehabt, zum einen als Nervösität,
seit kurzem als Bezeichnung für den Unterschied zwischen Vorjahreszahlen und
Planzahlen. Hier hingegen bezeichnet es die Art, wie die Gäule vor die Kutsche
gespannt werden. Wer jetzt glaubt, das sei eine kutschentechnische Petitesse –
weit gefehlt. Es ist schier ein ganzes Universum. Grob gesagt, geht es
natürlich darum, wie viele Pferde davor gespannt werden, und wie viele davon
nebeneinander. Bei drei Pferden gibt es beispielsweise die sog. „Troika“, alle
drei nebeneinander, oder „Random“, alle hintereinander, was bei Jagden
vorteilhaft sein soll, da die vorderen Pferde dann kaum was tun müssen (außer
laufen) und am Zielort der Kutsche noch frisch und ausgeruht sind.
Dann gibt es tatsächlich die „Stadtanspannung“ und die
„Landanspannung“. Überraschenderweise sollen in der Stadt eher schwere Pferde
benutzt werden, auf dem Land eher leichte Pferde. Warum auch immer. Wir fahren
hingegen in der Stadt mit unserem Porsche Cabrio und auf dem Land mit dem SUV. Oder
mit dem Fahrrad. Mir wäre das sowieso viel zu umständlich gewesen, immer
anzuspannen bei jeder Ausfahrt. Das muß ja auch ewig gedauert haben.
Ich dachte zunächst, das unten in der Mitte sei ein
Bauwagen, aber nein, tatsächlich sahen Wohnwagen am Anfang so aus. Zu
Brockhauszeiten allerdings wurden kompaktere wohnwagenähnlichere Modelle
entwickelt, allein schon, weil die Autos gar nicht die PS hatten, um solche
Riesendinger zu ziehen. Und wenn doch, dann übernachtete man nicht im
Wohnwagen. Mir ist es bis heute ein Rätsel. Warum nimmt man denn extra ein
Stück Zuhause mit in den Urlaub? Und es ist schrecklich umständlich, und auch
noch teuer.
Die Bauwagen hingegen halte ich für die wenigen Sachen,
welche die Jahrzehnte unverändert überstanden haben. Ein Aufbau aus Holz oder
Blech, zwei kleine Fenster, grün angestrichen, drinnen ein Tisch und ein paar
Spinde, Haken zum Klamottenaufhängen, ein kleines weißes „25“-Schild. Und es
riecht natürlich nach Bauarbeiterschweiß. Vielleicht wird dieser Geruch schon
werksseitig appliziert. Erfreulich an diesen Bauanhängern ist, daß es nicht den
geringsten technischen Fortschritt gibt. Es gibt keine Bauanhänger 4.0. Es gibt
nicht einmal Bauanhänger 2.0. Sie sind so innovativ wie der Ostersegen des
Papstes. Und Bauanhänger sind offline und bleiben es auch. Das Internet der
Dinge wird um den Bauwagen herumfluten. Der Bauwagen wird am Straßenrand stehen,
offline sein und vor sich hin stinken.
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