Freitag, 19. August 2016

S49-Segelschiff





Segelschiff. Weiter mit den maritimen Wochen im Brockhaus-Blog. Als wir damals Meuterei auf der Bounty und ähnliche für die Jugend bearbeitete Meeresklassiker lasen, waren hinten im Buch Erläuterungen zu den maritimen Ausdrücken enthalten. Was also eine Oberbramrahe ist (Takelriß, rechts, ganz oben).



Aber jetzt mal die Karten auf den Tisch: die berüchtigte Bounty war keine dreißig Meter lang und wurde als „Kutter“ geführt. Und damit ist sie ziemlich genau so groß wie die Pequod von Kapitän Ahab. Auch die Hispaniola in der Schatzinsel ist ein ziemlich kleines Schiff, nämlich ein Schoner, die nicht so recht ernst zu nehmen sind, weil sie mit Schratsegeln und nicht mit Rahsegeln (wie in den beiden unteren Illustrationen). Auch die Trinidad, die Karavelle von Magellan maß ebenfalls 30m, und die Endeavour von Cook war nur eine 10m längere Bark. Zum Vergleich: die Gorch Fock ist 90m lang, die Pamir war noch 25m länger (das wißt ihr doch noch alles aus euren Segelschiff-Quartetten).



So, jetzt stellt euch mal hintereinander am Kai vor: die Bounty, die Pequod, die Hispaniola, die Trinidad, und die Endeavour. Ok? So, die Motoryacht von Roman Abramowitsch ist zweieinhalb Meter länger. ALS DIESE FÜNF SCHIFFE ZUSAMMEN!



Mein größter Favorit der Segelschiffliteratur war eindeutig Treasure Island. Noch heute halte ich es für eines der besten Romane aller Zeiten. Allein der geschickte dreiteilige Aufbau: das Vorspiel an Land, die Seereise und dann das Finale auf der Insel – großartig.



Viel später erst, aber vielleicht ist das auch gut gewesen, habe ich Arthur Gordon Pym von Poe gelesen, das ich ebenfalls jedem wärmstens ans Herz legen möchten. Zumal dort Poe zwei dramatische Sujets zusammenknüpft: der Protagonist wird als blinder Passagier in eine kleine Kiste unter Deck gesperrt. Sein Freund will ihn nach drei Tagen auf hoher See befreien. Nur – der Freund kommt nicht, und Pym ist sozusagen lebendig begraben. Viel später beschreibt Poe außerdem die Szene, die er aus der Geschichte des Walfängers Essex entnommen hat. Vier Leute sitzen verhungernd in einem Boot. Das einzig Vernünftige ist, daß sich einer opfert. Der Erzähler muß mit zitternden Fingern vier Holzsplitter vorbereiten, einer davon kürzer. Dann hält er sie seinen drei Kameraden hin…allein diese Szene ist größer als das Gesamtwerk von Günter Grass. Ach, am liebsten würde ich sofort das alles, die ganzen Segelbücher noch mal lesen! Nennt mich Ishmael!

Nachtrag - Maike erzählt mir folgendes: "Als ich mal das Schiff des Oracle-Gründers, die Eclipse, irgendwann einmal war es die zweitgrößte private Yacht, in Kopenhagen sah, fragte meine Freundin den livrierten Torwächter, wie viele Passagiere das Schiff aufnehmen könne. "No passengers, just guests."

1 Kommentar:

  1. Rising Sun - Ellison
    Eclipse - Abramowitsch

    Vielleicht doch lieber die African Queen?

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