Segelschiff. Weiter mit den maritimen Wochen im
Brockhaus-Blog. Als wir damals Meuterei auf der Bounty und ähnliche für die
Jugend bearbeitete Meeresklassiker lasen, waren hinten im Buch Erläuterungen zu
den maritimen Ausdrücken enthalten. Was also eine Oberbramrahe ist (Takelriß,
rechts, ganz oben).
Aber jetzt mal die Karten auf den Tisch: die berüchtigte
Bounty war keine dreißig Meter lang und wurde als „Kutter“ geführt. Und damit
ist sie ziemlich genau so groß wie die Pequod von Kapitän Ahab. Auch die
Hispaniola in der Schatzinsel ist ein ziemlich kleines Schiff, nämlich ein
Schoner, die nicht so recht ernst zu nehmen sind, weil sie mit Schratsegeln und
nicht mit Rahsegeln (wie in den beiden unteren Illustrationen). Auch die
Trinidad, die Karavelle von Magellan maß ebenfalls 30m, und die Endeavour von
Cook war nur eine 10m längere Bark. Zum Vergleich: die Gorch Fock ist 90m lang,
die Pamir war noch 25m länger (das wißt ihr doch noch alles aus euren
Segelschiff-Quartetten).
So, jetzt stellt euch mal hintereinander am Kai vor: die
Bounty, die Pequod, die Hispaniola, die Trinidad, und die Endeavour. Ok? So,
die Motoryacht von Roman Abramowitsch ist zweieinhalb Meter länger. ALS DIESE
FÜNF SCHIFFE ZUSAMMEN!
Mein größter Favorit der Segelschiffliteratur war
eindeutig Treasure Island. Noch heute halte ich es für eines der besten Romane
aller Zeiten. Allein der geschickte dreiteilige Aufbau: das Vorspiel an Land,
die Seereise und dann das Finale auf der Insel – großartig.
Viel später erst, aber vielleicht ist das auch gut
gewesen, habe ich Arthur Gordon Pym von Poe gelesen, das ich ebenfalls jedem
wärmstens ans Herz legen möchten. Zumal dort Poe zwei dramatische Sujets
zusammenknüpft: der Protagonist wird als blinder Passagier in eine kleine Kiste
unter Deck gesperrt. Sein Freund will ihn nach drei Tagen auf hoher See
befreien. Nur – der Freund kommt nicht, und Pym ist sozusagen lebendig
begraben. Viel später beschreibt Poe außerdem die Szene, die er aus der
Geschichte des Walfängers Essex entnommen hat. Vier Leute sitzen verhungernd in
einem Boot. Das einzig Vernünftige ist, daß sich einer opfert. Der Erzähler muß
mit zitternden Fingern vier Holzsplitter vorbereiten, einer davon kürzer. Dann
hält er sie seinen drei Kameraden hin…allein diese Szene ist größer als das
Gesamtwerk von Günter Grass. Ach, am liebsten würde ich sofort das alles, die
ganzen Segelbücher noch mal lesen! Nennt mich Ishmael!
Nachtrag - Maike erzählt mir folgendes: "Als ich mal das Schiff des Oracle-Gründers, die Eclipse, irgendwann einmal war es die zweitgrößte private Yacht, in Kopenhagen sah, fragte meine Freundin den livrierten Torwächter, wie viele Passagiere das Schiff aufnehmen könne. "No passengers, just guests."
Nachtrag - Maike erzählt mir folgendes: "Als ich mal das Schiff des Oracle-Gründers, die Eclipse, irgendwann einmal war es die zweitgrößte private Yacht, in Kopenhagen sah, fragte meine Freundin den livrierten Torwächter, wie viele Passagiere das Schiff aufnehmen könne. "No passengers, just guests."
Rising Sun - Ellison
AntwortenLöschenEclipse - Abramowitsch
Vielleicht doch lieber die African Queen?