Freitag, 15. April 2016

R29 – Rosenkranz, Rosmarin etc.




Rosenkranz. Ich bin zwar katholisch, aber in unserer Familie gab es keinen Rosenkranz. Dabei ist das wirklich ganz interessant. Ein Rosenkranz ist ein mnemotechnisches Instrument. Es besteht aus dem Kreuz und 59 Perlen für 59 Gebete. Die ganze Angelegenheit startet mit dem Glaubensbekenntnis (Kreuz), dann folgen drei Ave Maria (drei Perlen), ein Ehre sei dem Vater (größere Perle), bevor man in den sogenannten Kranz einbiegt Dort hat man die „Gesätze“ mit jeweils einem Vaterunser zehn Ave Maria und einem Ehre sei dem Vater. Nach jeder Zehnergruppe wird ein „Geheimnis“ eingefügt. Das gefällt uns vom geheimen ABC natürlich hervorragend. Es gibt freudenreiche Geheimnisse (z.B. Jesus, den du Jungfrau zu Bethlehem geboren hast), lichtreiche Geheimnisse (z.B. Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat), schmerzhafte Geheimnisse (z.B. Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist) und schließlich glorreiche Geheimnisse (z.B. Jesus, der von den Toten auferstanden ist). Welche Geheimnisse man in die Ave Marias hineinbetet, hängt vom Wochentag ab: am Freitag sind es, natürlich, die fünf schmerzhaften Geheimnisse, und am Sonntag, natürlich, die fünf glorreichen Geheimnisse. Ich finde das alles vorzüglich erfunden. Ich vermute stark, man betet sich damit in einen Zustand leichter Hypnose, mit den immergleichen Gebetszeilen, obwohl man ein wenig achtgeben muß, zwischendurch das richtige Geheimnis des Wochentags einbetet. Ich überlege gerade, wie man eine agnostische Variante konstruieren könnte. Dreizehn Perlen für die Studioalben der Beatles, zu denen man die Tracklisten herunterbetet? Aber nein, das kann alles nicht funktionieren. Ein Rosenkranz muß auf das Transzendente zielen. Es ist ein diesseitiges Gerät, das auf das Jenseitige gerichtet ist. Eine Himmelsmaschine. Ein Rechenschieber für das Paradieskalkül.



Rosmarin. Eigentlich sind ja frische Kräuter immer besser, aber bei Rosmarin ist das so eine Sache. Wenn man die Nadeln nicht sehr fein schneidet, pieksen sie beim Essen. Da kann man ja gleich Tannennadeln drüberstreuen. Ich find die getrocknete und gerebelte Variante gleich gut, billiger, unpieksend. 


Rotunde. Oh, wie witzig. Ich habe das Foto gefunden, das die Vorlage für die Illustration war. Ihr müßt nur „Rotunde im Prater“ googeln. Sie wurde anläßlich der Weltausstellung 1873 erbaut und war seinerzeit der größte Kuppelbau der Welt. Da die Weltausstellung in Wien allerdings ein riesiger Flop war (Regen, Börsenkrach, Cholera), fehlte sogar das Geld, um das Ding wieder abzureißen. Man brachte dann halt dies und das unter und gewöhnte sich langsam an das Ding. Bis es dann im Jahr 1937 komplett abfackelte. Und das war es dann mit der Wiener Rotunde. Mich erinnert das Gebäude stark an die Westfalenhalle 1, die auch ziemlich genau gleich groß ist.



Roulett. Es ist natürlich witzig, daß der Brockhaus das e am Ende unterschlägt, wie in Kotelett. Mein Vetter Reinhard hatte so ein Roulettspiel. Es hatte eine Stahlkugel, die wir mit Schmackes in den Schüsselrand warfen und natürlich auch das Rad haben wir affenartig schnell gedreht, so daß oft die Kugel ganz aus der Schüssel geprungen ist. Das zählte dann aber nicht. Ansonsten kapierte ich ziemlich schnell, mit Rot/Schwarz und Gerade/Ungerade zwar oft zu gewinnen, aber nicht viel, wohingegen mit den Zahlen man sehr viel gewinnen konnte, aber sehr selten. – Es gibt unzählige Gewinnsysteme beim Roulette. Besonders populär sind die zahlreichen Varianten des sog. Martingale-Systems. Prinzipiell wird dabei bei jedem Verlust der Einsatz erhöht oder sogar verdoppelt. Allen Roulettesystemen ist allerdings eine Sache gemeinsam: sie funktionieren nicht. Und so gerne haben wir damals auch nicht Roulett gespielt. Das war irgendwie langweilig. Monopoly war besser, und da ging es ja auch um Geld.

1 Kommentar:

  1. Rosmarin piekst eigentlich nur, wenn er nicht mehr so ganz frisch ist und macht sich prima im Garten, weil er so robust ist.
    In Marianne Beucherts tollen Buch "Symbolik der Pflanze" kann man nachlesen, dass er beliebt als Brautkranz war, unter anderem bei der vierten Frau Heinrich VIII. und auch in Gräber geworfen wird.

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