Gradierwerk. Hätte man mich gefragt, was ein Gradierwerk
ist, so wäre ich ziemlich aufgeschmissen gewesen. Ich hätte möglicherweise
gesagt: „Ganz genau weiß ich es nicht, aber ich glaube, das ist ein Teil eines Stahlwerkes.“
So ist das bei uns Männern: wissen wir etwas nur sehr vage und ungefähr, so
heißt die Einleitung: „Das weiß ich ganz bestimmt, das ist…“ Haben wir
überhaupt keine Ahnung, so lautet der Einleitungstext: „Ganz genau weiß ich es
nicht…“ Also: ein Gradierwerk dient der Salzgewinnung. Man leitet niedrig
konzentrierte Sole über den Reisig von Schwarzdornbüschen. Dabei verdunstet das
Wasser und unten kommt Mozzarella-Gewürzsalz heraus. Ich finde verblüffend, was
man so alles erfinden kann: eine Baumzweigsalzmaschine. Es gibt heute noch
Gradierwerke, laut Wikipedia zu „Kurzwecken“, womit Kur-Zwecke gemeint sind,
nicht das Kurz-Wecken und Wiedereinschlafen.
Gravieren. Brockhaus, das ist enttäuschend: der Flachstichel
ist doppelt. - Die Gravierkugel dient auch heute noch der Aufnahme des
Werkstückes, damit man von allen Seiten herumsticheln kann. Nicht weiter
erstaunlich, daß auch in diesem alten Handwerk das digitale Zeitalter
angebrochen ist, und zwar mit der Lasergravur. Damit ist es möglich, auch auf
Glas, Pappe und Leder zu gravieren. Wer allerdings einmal tief in die Hölle
schauen will, der sollte in den einschlägigen Foren einmal Topics über
Trauringgravuren nachschlagen.Man läßt sich alles Mögliche in die Ringe
gravieren. Das Eheversprechen in der Handschrift des Partners zum Beispiel, als
wirklich äußerst in sich verdrehte Digital-Analog-Repräsentation gegenseitiger
Zueignung. Als Beschriftungsvorschläge findet man weiterhin „Bis zum Mond und
wieder zurück“ „Ewig dein – ewig mein“ „True love – never ends“ oder gar die
ernstgemeinte Anregung, die GPS-Koordinaten des Heiratsantrages
hineinzugravieren. Es wird dann auch nicht mehr lange dauern, dann wird ein
Aufkleber „Luis Valentin & Lena Emilie on Tour“ auf der Heckscheibe ihres
Hyundai i30 stehen.
Greif. Der Greif ist üblichweise ein Löwe mit Schnabel und
Flügeln. Man vermutet, die Legende stammt aus Vorderasien, wo die Skythen beim
Goldgraben haufenweise Funde von Fossilien des sog. Protoceratops machten,
eines kleinen Dinosauriers. Dieses häßliche Viech hatte auch einen Schnabel und
ein Skelett, das man für einen Löwenkörper halten konnte. Die Skythen waren –
obwohl oder weil sie keine Schrift kannten – in ganz Vorderasien für ihre
Geschwätzigkeit berüchtigt. Und so verbreitete sich die Greiflüge nach Westen, und
der Greif machte als Wappentier Karriere, bis zu den Fußballvereinen Hansa
Rostock und natürlich Greif Torgelow.
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