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Freitag, 18. Dezember 2015

K55 - Grosses Weihnachtsspezial mit Weihnachtsgeschichte



Also. So, jetzt macht es euch mal richtig gemütlich, wie früher bei Wir warten aufs Christkind. Das wird heute wirklich der allerlängste Post überhaupt im diesjährigen Weihnachtsspezial. Ich habe auch einen Musikvorschlag für euch. Links gibt’s hier ja nicht, aber ihr könntet ja mal bei Youtube nach Miles Davis und „The Man I Love“ suchen. Das ist die diesjährige Weihnachtsmusik. Das Stück wurde 1954 aufgenommen, also praktisch zu Brockhauszeiten, und zwar tatsächlich am Heiligabend. Ich finde, das hört man. Es ist weihnachtlich, wirklich, und wunderschön. Jetzt fehlt euch nur noch ein Tee, oder Kakao, und dann kann es losgehen.

Krippe. Wie Ihr wißt, scheue ich für den Brockhausblog weder Kosten noch Mühe. Und so dachte ich mir: kaufst du dir eine Krippe. Das ist aber gewaltig teuer, wenn man sich handgeschnitzte Figuren anschaffen will. Da kostet ein kleines Lämmchen mal eben 20 Euro. Das Lämmchen. Wir sprechen nicht vom Schaf, nicht vom Hirten oder von Maria. Sondern vom 20-€-Lämmchen. Also besser Plastik. Wenn Plastik, dann aber richtig Plastik. Also habe ich mir die Playmobil-Krippe bestellt. Plus die Heiligen Drei Könige.

Und als die Sachen dann eingetroffen waren, da dachte ich mir: dann erzählst du im Brockhausblog doch mal die Weihnachtsgeschichte. Und zwar, wie es damals WIRKLICH gewesen ist. Ihr wißt ja, wie sehr dieser Blog der Wahrheit und Wahrhaftigkeit verpflichtet ist. Und bei der Weihnachtsgeschichte, da wurde schon immer viel geschummelt und geschwindelt. Das fing ja schon bei den Evangelisten an. Hier und jetzt also, im Brockhaus-Blog, die reine und unverstellte Wahrheit über die Geburt Jesu. - Übrigens habe ich – abgesehen von der Playmobil-Krippe, noch eine einzige andere Playmobil-Figur, nämlich das Melkmeisje von Vermeer, aus dem Andenkenladen im Rijksmuseum. Wer weiß, vielleicht wird sie ja auch in der Geschichte eine Rolle spielen?


 
Das Melkmeisje von Vermeer - und von Playmobil

Und so begab es sich.

Männer, stellt euch vor, ihr verhütet immer ordnungsgemäß mit eurer Freundin, und eines Abends sagt sie dann:
„Ich bin schwanger.“
„Was? Das geht doch gar nicht!“
„Ich bin schwanger. Aber es war kein anderer Mann.“
„?!?“
„Es war der heilige Geist. Das hat mir vor einiger Zeit ein Engel prophezeit.“

Ich meine, was würdet ihr dann sagen? „Du hast sie nicht mehr alle!“ „Willst du mich verarschen?“ „Heiliger Geist? Heißt dein neuer Kollege aus dem Marketing ‚Heiliger Geist‘?“ So würde es doch wahrscheinlich laufen. Aber da kennt ihr Joseph schlecht. Joseph ist wirklich eine wahnsinnig gute Haut. Und er glaubt ihr, tatsächlich. Er hat eine kleine Zimmerei und sich auf holzgeschnittene Krippen spezialisiert, die er in Nazareth an Touristen verkauft. Bedauerlicherweise muß die kleine Familie Ende Dezember zum Finanzamt Bethlehem, da es Schwierigkeiten mit Josephs Umsatzsteuerrückerstattung gibt. Und so nehmen sie ihr altes Eselchen und machen sich auf dem Weg.


 
Joseph, Eselchen, Maria (v.l.n.r)
 
Schnitt. Weit weg im Morgenland. Jetzt mal die Wahrheit über die Heiligen Drei Könige. Sie sind schwul. Und das ist auch gut so. Sie sind allerdings auch ein bißchen tuntig. Und ziehen sich sehr gerne sehr tuntig an. Stellt euch sie ein bißchen wie die Village People vor. Nur eben singen sie "YMCA" zu dritt und nicht zu fünft. Und sie sind Supernervensägen. Vom Morgenland bis Bethlehem streiten sie sich ununterbrochen. Ohne Pause. Es fängt ja schon mit dem Flug an. Melchior hat Flüssigmyrrhe für das Jesuskind. Im Handgepäck.

„Das weiß doch jeder Trottel, daß du nur 100 ml mitnehmen kannst.“
„Ich wußte es eben nicht.“
„Ich sage ja: Trottel.“
„Dann leihen wir uns eben ein Auto.“
Dann ruf schnell bei der Autovermietung an!
Warum denn ich?“ 
 Weil-DU-unseren-Flug-verbockt-hast!

 
Die Heiligen Drei Könige, in schicken Klamotten
 
Joseph ist zwar eine gute Haut, aber ein ziemlicher Schussel. So hat er bei der Hotelbuchung über HRS vergessen, seine Kreditkartennummer zu hinterlegen. Und so wird die Buchung storniert. Fatalerweise findet in Bethlehem gerade ein Ökumenischer Weltkirchentag statt. Und so ist wirklich jedes Bett ausgebucht an untergewichtige evangelische Pastorinnen aus Oldenburg und übergewichtige katholischen Pfarrer aus Klagenfurt. Abgesehen davon ist es nicht ideal, in einem IBIS Budget mit hochschwangerer Frau und einem alten Eselchen spontan ein Zimmer buchen zu wollen. Auf gut Deutsch: sie sind am Arsch. Und so stranden sie im Gewerbegebiet von Bethlehem. Es ist kalt, zugig, ungemütlich, wie halt Gewerbegebiete an einem 24. Dezember so sind.

„Ich bekomme die Wehen“, sagt Maria. „Scheiße“, sagt Joseph. Sie stehen vor einer Autoreparaturwerkstatt. Es ist eine dieser Werkstätten mit der Aufschrift „Alle Marken. Achsvermessung. Autoglas. ASU. TÜV. Originalteile.“ Sie gehört Achmed. Der ist ein fleißiger Schrauber, auch wenn die Originalteile manchmal vielleicht nicht superoriginal sind und auch wenn Achmed manchmal auch gar keine Rechnung mit Umsatzsteuer schreiben mag, sondern lieber Bargeld sieht.

 
Achmed. TÜV, ASU und Originalteile

Sie laufen zu einem Schuppen neben der Werkstatt. Sie ist nicht abgeschlossen. Und ein riesiges Durcheinander aus alten Auspuffanlagen, Motorblöcken, Stoßstangen, Kotflügeln, Felgen und Armaturenbrettern. Aber immerhin ein Dach über dem Kopf. Maria setzt sich erschöpft auf eine Autotür. Und dann geht es los. Es mag für euch überraschend sein, daß der Sohn Gottes, der Heiland, der Erlöser der Welt auf einer goldmetallic Beifahrertür eines VW Scirocco Baujahr 1977 geboren wurde, aber so war es nun einmal. Das könnte doch mal Volkswagen als Slogan einsetzen. „Auf unseren Türen werden Götter geboren.“ Yay.

Es ging auch ziemlich laut zu. Achmed ist zufällig im Büro (haha) neben dem Schuppen, verbucht ordnungsgemäß Rechnungen (haha) und hört den Lärm. Beunruhigt schnappt sich einen großen Schraubenschlüssel und stürmt den Schuppen. Achmed, Joseph, Maria, Jesus. Achmed ist augenblicklich total verzaubert. Ein Baby ist geboren! In seiner Autowerkstatt! Was für ein Wunder!

„Aber wir sind Juden“, sagt Joseph. „Und ich bin Araber“, sagt Achmed. „Aber ich suche erstmal eine Decke für den Kleinen.“ Er kommt mit einer etwas schmuddeligen Decke zurück, die ziemlich nach Motoröl riecht. Vielleicht ist euch im Neuen Testament mal aufgefallen, wie oft da geölt und gesalbt wird. Alles frühkindliche Prägung. Achmed ist wirklich total entzückt von dem Kleinen.

Die Heiligen Drei Könige sind indessen mit einem forschen Kamel unterwegs. Ein forsches Kamel? Ach, hören wir doch mal ein wenig rein.

„Wie doof kann man denn sein? Du solltest einen Porsche Cayenne bestellen!“
„Die bei der Hotline von SIXT hat das nicht kapiert. Sie hat das „Forsche Kamel“ verstanden!“
„Weil du so nuschelst.“
„Ich nuschle überhaupt nicht.“
„Doch nuschelst du.“

 
Das Forsche Kamel
 
Mittlerweile ein Riesenproblem in Achmeds Schuppen im Betlehemer Gewerbegebiet: Maria hat zwar die unbefleckte Empfängnis und unbefleckte Auslieferung hinbekommen, aber – sie hat keine Milch. Und das Jesuskind hat Kohldampf. Aber dann geschieht gleich das allererste Wunder. Jesus zwinkert ganz kurz, und SCHWUPP ist da eine große holländische Milchkuh inklusive holländisches Melkmeisje. Fantastisch! Auch das alte Eselchen ist ganz begeistert. Das Melkmeisje ist drall und hübsch und plappert ohne Pause auf holländisch. Sie hat auch echtes Rosinenbrot dabei. Achmed ist nach 10 Minuten schon ein bißchen verknallt. Er fragt sie, ob sie ein Auto habe, und wie lange noch TÜV drauf sei.

„Und wie geht’s jetzt weiter? Wo ist der Stern von Bethlehem? Was sagt die Heiland-App?“
„Keine Ahnung, ich hab keinen Empfang.“
„Wie, keinen Empfang?“
„Ich-habe-keinen-Empfang.“
„Du mußt Daten-Roaming einschalten. Wie doof kann man denn sein!“
„Ich muß aber vorher das internationale Roaming buchen!“
„Ja dann mach doch!“
„Kann ich nicht. Ich-habe-keinen-Empfang.“

Zum Glück zündet jetzt gerade ein richtiger Stern über der kleinen Autowerkstätte in Bethlehem. Die Heiligen Drei Könige mit dem forschen Kamel biegen um die Ecke und dann sind sie schon da. Maria, Joseph und Achmed sind sehr erstaunt, aber es gibt Geschenke für das Jesuskind, die ersten Weihnachtsgeschenke der Welt, und die Heiligen Drei Könige sind so gerührt, daß sie nicht einmal streiten. Und das Eselchen bekommt ein fluffig weiches Rosinenbrötchen vom Melkmeisje.
krippe-gross
(Die ganze Bagage, inklusive Erlöser der Welt. Klick auf Bild = GROSS)

Ja, das ist wirklich ein großes Wunder, alles: mit Achmed und dem Melkmeisje, mit der Milchkuh und dem alten Eselchen, mit Maria und Joseph und dem kleinen Jesuskind, den heiligen drei Königen und dem forschen Kamel, dem Engelchen und allem.

Und genau so hat es sich zugetragen.

Vielen Dank fürs Lesen 2015. Euch schöne Weihnachten, und ein gutes neues Jahr! Am 8.1.2016 geht es weiter! 

1 Kommentar:

  1. Wenn ich mal kurz klugscheissen darf, aber wenn nicht hier, wo dann? - die ASU gibt es nicht mehr, und die Kinder sollen doch was lernen hier. Andererseits spielt die Geschichte ja auch zu biblischen Zeiten, da geht das wieder. ��

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