Pfirsich. Erfunden
haben die Chinesen den Pfirsich. Das heißt natürlich, nicht erfunden, sondern
aus einer Minifrucht großgezüchtet. Dann haben die Perser ihn gestohlen, und
anschließen die Griechen, die ihn Melon Persikon nannten, persischer Apfel, und
daraus ist dann Pfirsich entstanden. Je weiter er nach Westen kommt, desto eher
wird dann sein Name zerdätscht, siehe Peach. Eigentlich schade, daß ich nie
Früchte esse, noch nicht mal einen Apfel, sondern es höchstens als Eis,
Konserve, Marmelade oder Saft zu mir nehme. Oder notfalls noch als Likör. Apropos.
Da war doch etwas. Genau! Persiko! In den Siebzigern! Allerdings war das
überraschenderweise kein Pfirsichlikör, sondern ein Kirschlikör. Und das kam
so: ursprünglich wurde Persiko aus Pfirsichkernen, Kirschkernen,
Pfirsichblättern, Mandeln und was sonst noch so herumlag, zusammengebraut.
Relativ stellte sich dann aber heraus, daß Kirsche am leckersten ist, und dabei
blieb es. Persiko hatte eine kurze, steile, aber vor allem sehr kurze Karriere
als Getränk für „Jugendliche und Discogänger“ (wikipedia) und verschwand darauf
im Dunkel der Alkoholgeschichte. Bis heute! Ich scheue ja keinen Einsatz für
Brockhaus und für euch! Ich habe eine Flasche Persiko (er heißt heute: Persico)
gekauft. Hier:
Es gibt ihn tatsächlich noch. Persiko. |
Keine Ahnung, ob er
auch früher auch schon aussah, oder ob die Fa. Hardenberg ihn zusammengerührt
hat. So, geht es los. Jetzt habe ich mir einen eingekippt. Stilecht im
LEIBWÄCHTER-Glas, auch ein Schnaps aus Brockhauszeiten. Ich habe bestimmt mehr
als dreißig Jahre keinen Persiko getrunken. Vielleicht passiert mit mir so
etwas wie bei Marcel Proust, ein reminiszentes Feuerwerk, nur nicht mit Gebäck,
sondern mit Likör, und mir fällt plötzlich ein viertausend Seiten langer Roman
ein. So. Jetzt probiere ich.
Gar
nicht so schlecht. Sehr säuerlich am Anfang, dann kirschig, und ziemlich süß im
Abgang, genau, nach Mandel schmeckt er. Ob mir jetzt ein Roman eingefallen ist?
Hm. Lange Zeit bin ich spät trinken gegangen. Oh, jetzt weiß ich, wie ich euch
den Geschmack besser beschreiben kan. Als würde man Mon Cherie nicht essen,
sondern zerstampfen und auflösen und sich wie Heroin spritzen. So geht Persico.
Er paßt natürlich auch hervorragend zu den „Jugendlichen und Discogänger“ der
Siebziger. Persico ist schlechthin der Boney M.-Likör. Genau, mit dem Opel
Kadett in die Disco fahren, Daddy Cool, Lichtorgel und Persico. Ich müßte mal
meine Schwester fragen, die hat das richtige Alter. Ich habe wahrscheinlich auf
Familienfesten mal ein halbes Gläschen trinken dürfen. Ich höre übrigens
nebenbei Boney M. Es ist noch genau so grauenhaft wie damals. Die zeitgleichen
Abba sind mittlerweile cool geworden, aber Boney M, das ist wirklich
hoffnungslos. Und warum hat eigentlich damals niemand gehört, daß die Männerstimme
von Frank Farian ist?
Pflaster.
In Dortmund, auf dem Westenhellweg, stand früher ein Einbeiniger, mit Brille
und schütterem Haar, und hat unentwegt Heftpflaster angepriesen, mit
schnarrender Stimme.„Pflaster! Pflaster! Ein Meter! Eine Mark!“ Ich habe nie
jemanden gesehen, der ihm einen Meter abgekauft hätte. Und ich fand es auch
leicht eklig, denn der Typ sah ein wenig so aus, als würde er nicht gut
riechen. Und nachts auf seinen Pflastern schlafen. Igitt. Wahrscheinlich tue
ich ihm sehr unrecht, dem Pflasterlandstreicher. Mit „Kautschukpflaster“ meinen
sie übrigens ganz einfach Leukoplast, das es schon seit 1921 gibt. Ich habe
gerade meine Leukoplastrolle aus der Küchenschublade entnommen und erschrocken
festgestellt, daß Leukoplast mittlerweile „Hansaplast Classic“ heißt. Was für
ein Quatsch.
Pflaume. Soll ich jetzt eine Flasche
Slivovitz kaufen? Wikipedia erzählt übrigens, daß früher einmal Damaskus das
Zentrum des internationalen Pflaumenhandels war. "Zwetschgen" soll
aus "Damaszener" entlehnt worden sein. Was phonologisch ein ziemlich
weiter Weg ist, finde ich. Schön wäre es allerdings, würde man sich heutzutage
in Damaskus wieder mehr um Pflaumen und weniger um anderes kümmern.
Ein großartiger Beitrag! Vielen Dank!
AntwortenLöschenIch habe so gelacht! Nur wenige kennen den Pflastermann. Übrigens legendär verewigt in Helge Schneiders autobiografisch angehauchtem Film "Jazzclub - der frühe Vogel fängt den Wurm" verewigt.
Und a propos - Leukoplast gibt es immer noch! Unter Anästhesisten gilt die Regel, dass man mit braunem Pflaster (= Leukoplast) quasi jede Krankheit der Welt heilen kann. Es kommt nur auf die Menge an ;-)
Auf Krankenhausparkplätzen sieht man häufig das Phänomen der mit Leukoplast reparierten Autos. Autospiegel, Tankdeckel... kann man alles super damit kleben.
Präklinisch wird ein Endotracheltubus oft mit dem sgn. Thoomas-Holder festgemacht. Ich mag den nicht. Der Tubus knickt ab, das Ding ist sperrig. Ich klebe wenn es drauf ankommt immer mit vier Lagen braunem Pflaster. Das hält selbst bei strömendem Regen.
Vielen Dank für diesen schönen Beitrag und auch die ganzen anderen Beiträge! Darauf einen Persico,
der Narkosedoc
Und wie es der Zufall will ... Habe ich vor einer Woche Pflaster am Westen Hellweg gekauft, für 3 € beim dänischen Killefitladen (Tiger), wegen der schicken kleinen Dose, die drumrum war.
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