Model. Das Druckmodel
bezieht sich auf den sogenannten Blaudruck, ein Verfahren zur Textilfärbung.
Der dazugehörige Wikipedia-Text dürfte der unverständlichste und durcheinanderste
Artikel sein, den ich jemals dort gelesen habe: „Reine Indigoküpen dagegen
konnten zur Kaltfärbung eingesetzt werden, außerdem wurden nach 1700 bessere
Schutzreserven entwickelt; das älteste Rezept für diesen sogenannten Papp
ist in einem holländischen Tagebuch von 1727 überliefert.“ Hä? Jedenfalls
entnehme ich dem Artikel, daß der Blaudruck ein Verfahren ist für weiße Muster
auf blauem Untergrund. Die Kopten haben es erfunden und Plinius der Ältere hat
es ausführlich beschrieben. Allerdings war sein Artikel genau so unverständlich
und durcheinander wie der Wikipedia-Artikel 2100 Jahre später. Und so hat man
erst 1894 seine Beschreibung richtig kapiert, als man dann alte Muster als
Grabbeigabe gefunden hatte. – Desweiteren ist ein Model eine Negativform für
Plätzchen. Das sieht man manchmal für Spekulatius. Kaum schreibe ich es hin,
bekomme ich wahnsinnigen Spekulatiushunger. Im Juli, bei 30°. Aber ich MUSS jetzt
welche essen. - Nachtrag: ich war in zwei Supermärkten und zwei
Süßigkeitenläden – und ich habe wohl den äußerst schmalen zeitlichen Slot
erwischt, in dem es keine Spekulatius gibt. Dann wieder in ein paar Wochen,
wenn nach den Sommerferien das Weihnachtsgeschäft anfängt. „Dann hat er sicher
Toffifee und ein 16er-Hanuta gekauft, als Kompensation“, denkt ihr gerade.
Stimmt nicht. Nüscht. Spekulatius oder nix.
Mohn. Schlafmohn ist
eine der ältesten Kulturpflanzen und wird seit 8.000 Jahren angebaut. Unbekannt
ist, ob man damals auf dem Samen oder den Milchsaft scharf war. Also Mohnkuchen
oder Opium. Übrigens ist es bei Drogentest bis heute nicht möglich, Mohnsamen
von Opium oder Heroin zu unterscheiden. Deshalb ist es in deutschen
Gefängnissen untersagt, Mohnkuchen und Mohnknödel zu essen. Der Grenzwert für
den Morphingehalt in Mohnkuchen liegt bei 0,38mg/kg. Der Allgemeinen Bäcker
Zeitung vom Januar 2008 entnehme ich aber, ein getesteter Kuchen habe einen
Gehalt von 23,9mg/kg aufgewiesen, also das mehr als Sechzigfache. Ich denke, davon
ist man schon druff gekommen. – Hier abgebildet ist allerdings der Klatschmohn,
die harmlose Cousine des Schlafmohns. Vom Genuß der Samen und des Milchsafts
kommt man allerdings nicht drauf, sondern bekommt nur Magenkrämpfe. Eßbar seien
allerdings die Blätter. Laut wikipedia schmecken sie wie „Gurken mit Haselnußgeschmack.“
Aha. Warum nicht wie Haselnüsse mit Gurkengeschmack?
Molette. Die
Illustration war mir zunächst völlig rätselhaft. Ein komisch zusammengerollter
Teppich. Aber nein. Die Molette ist eine kleine Walze, mit der Druckwalzen
geprägt werden. Das ist so langweilig, daß es nicht einmal einen
wikipedia-Artikel dazu gibt. Also wenn ihr euch mal austoben wollt.
Mond. Schön an dieser
Illustration sieht man ja auch die Eselsbrücke: zunehmender Mond wie ein
kleines Schreibschrift-z rechtsrund, abnehmender Mond wie ein Schreibschrift-a
linksrund. Das klappt allerdings nur richtig mit dem eher altdeutschen z, aber
genau so schreibe ich es auch. Apropos. Kürzlich verschickte ich ein Päckchen
mit einem Begleitbrief, handschriftlich. „Das kann ich alles nicht lesen“, moserte
die Empfängerin per Mail zurück. „So schlimm ist meine Handschrift aber nicht!“
antwortete ich via FB. „Finde ich aber doch“, whatsappte sie schnippisch
zurück. Irgendwie geht uns so langsam die Fähigkeit verloren, Handschrift zu
lesen. Es sein denn, wir sind Grundschullehrerin. Den letzten persönlichen
Brief dürfte meine unzufriedene Briefleserin wohl vom Ministerpräsidenten zur
Volljährigkeit bekommen haben. Und selbst der war auch nicht handschriftlich.
Aber genug mit diesem fortschrittsfeindlichen Gejammer. Der Brockhaus-Blog ist
praktisch, zukunftsgewandt und hilfsbereit. Und deshalb jetzt eine neue
Mond-Eselsbrücke für das 21. Jahrhundert. Wenn der Mond zunimmt, dann freut ihr
euch, und das ist ein Smilie :-) . Wenn der Mond abnimmt, werdet ihr traurig,
und das sieht so aus:-(
Also, geht doch.
Das mit dem Sütterlin-Z haben wir in der Grundschule noch gelernt. Samt dem Sütterlin-Z. Damit wir die Briefe unserer Großeltern lesen können. Aber meinem Kind kann ich das schlecht beibringen. Darum: Danke für die tolle Smiley-Eselsbrücke!
AntwortenLöschenAn dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön von einem stillen Mitleser ;-)
AntwortenLöschenVielen Dank für die stets kurzweiligen Beiträge!
Als kleiner Beitrag im Sinne eines "Sie bekommen da noch was raus" kann ich Sie als Anästhesist wissen lassen, dass wir bei Morphin i.v. mit Dosierungen ab 2-3mg anfangen. Eine wenn auch nur sehr moderate Wirkung im Sinne einer Anxiolyse (Angstlösung) und sehr leichte Sedierung des Patienten ist in der Regel nicht unter 5mg zu erreichen. Man müsste also schon eine ordentliche Portion von 250g reiner Mohnmasse zu sich nehmen. Aber wir können uns darauf einigen, dass zumindest Kinder hiervon eine deutliche Wirkung spüren würden - auch bei einem kleinen Stück Kuchen.
Ein Kollege hat sich dem Thema auch nochmal angenommen, Details sind unter http://www.drogenscreening.info/cms/index.php/nachweisverfahren/mohnkuchenstudie zu finden.
Vielen Dank und beste Grüße!
Der Narkosedoc!
Oh, danke, das ist natürlich hochinteressant. Aber ich werde auch davon Abstand nehmen, mich mit Mohnkuchen berauschen zu wollen.
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