Weihnachten. Man soll ja die Feste feiern, wie sie fallen,
und deshalb spule ich heute zu W12 vor, zu Weihnachten. Und Weihrauch und Wein.
Da fällt mir gleich ein, daß ich als Kind dachte, es hieße Weinachten, weil
mein Vater Wein statt Sprudel zum Essen getrunken hat, was er sonst nie gemacht
hat.
Weihrauch. Weihrauch kommt aus Arabien und wird aus dem Harz
des Weihrauchbaums gewonnen. Das allerdings war ein großes Geheimnis und man
hat jahrhundertelang den Leuten verlogenen Mist erzählt, wie Weihrauch gewonnen
würde („Getrocknete Früchte“, „wird am Strand angespült“, „wird von Katzen
ausgeschissen, die mit Rosinen gefüttert wurden“). Was mich auch immer
gewundert hat: warum bringen zwei der drei heiligen drei Könige Myrrhe und
Weihrauch mit? Das ist ja fast das gleiche. Das ist genau so, als würde man
jemandem Gesichtscreme und Body Lotion zusammen schenken. Und ich denke, der
Heiland hätte sich über ein kleines Stofftier sicher mehr gefreut als über
Myrrhe. Zum Beispiel ein kleines Pony. Vieles, wenn nicht sogar fast alles in
der christlichen Ikonographie wäre völlig anders gelaufen, wenn Jesus ein
kleines Stoffpony gehabt hätte. Oder ein kleines Schaf. Hirten waren ja auch
genug da, wie ich nachgelesen habe.
Weihnachten. So, wo wir jetzt gerade so nett wie in Wir
warten aufs Christkind zusammensitzen, bekommt ihr heute, für das fleißige
Mitlesen das ganze Jahr über, zwei Weihnachtsfotos von mir. Es handelt sich
geschenkmäßig sozusagen um mein Autoweihnachten. Im Jahr davor war noch
Ritterweihnachten gewesen.
Vettel (rechts), Schwester (links) |
Auf dem ersten Foto probiere ich mit meiner Schwester meine
neue Carrerabahn aus. Sie fährt den roten, linken Wagen, ich den blauen,
rechten Wagen. Sie ist in Führung. Mein Gesichtsausdruck ist von einer
nervösen, ehrgeizigen, vetteligen Besorgnis geprägt, nicht der Formel
1-Weltmeister zu werden, sondern schmachvoller Zweiter. Alle Gegenstände auf diesem
Foto sind mir noch geläufig. Die Tischdecke, das Radio von Loewe Opta, der
Obstkorb. Der Brotkasten (hinter meinem Kopf) hatte eine graue Klappe. Auf der
Tapete bin ich im mit dem Finger um die Ornamente herumgefahren. Die Tischdecke
ist von meiner Mutter gestickt, die vermutlich links der einzige Zuschauer ist.
290 Stuckis |
Auf dem zweiten Foto ist ein brockhausartiger Weihnachtsbaum
im Hintergrund. Ich präsentiere stolz mein zweites Autoweihnachtsgeschenk. Es
handelt sich um einen orangenen Mercedes C-111 mit Drahtfernlenkung. Super
Geschenk. Das Original fuhr mit Wankelmotor 290 km/h. Was hätte ich darum
gegeben, den mal im Original zu sehen! Das waren die Zeiten, als man immer
durch die linke Seitenscheibe linste, um zu sehen, wie weit der Tacho geht. Einer
mit 200 war cool. Das war aber keinesfalls immer der Fall. Mein erstes Auto hatte
einen Tacho bis 140. Aber selbst ein Porsche 911 hatte damals nur bis 250. Mein
heutiger lahmer VW Passat hat 260 auf dem Tacho, aber davon träumt der Wagen
wohl nur in der Weihnachtsnacht. Mercedes C-111: der hat 290 Stuckis, Wahnsinn!
Da der Wagen immer orange war, guckte ich aufmerksam jedem apfelsinenfarbenen
Wagen nach. Was ich nicht wußte: ich hatte eigentlich keine Chance, jemals
einen zu sehen. Nach Fahrgestellnummerierung hat es gerade mal 36 Stück
gegeben. Zumal die Fahrzeuge fast nur auf Teststrecken unterweges waren. - Der Teppich, auf dem ich stehe, der liegt in meinem Keller in
Berlin. Vor einem Jahr habe ich ihn einmal im Wohnzimmer aufgerollt und mich
draufgestellt. Er ist allerdings nicht mit mir ins Jahr 1975 geflogen, sondern
blieb in Berlin 2012. Da habe ich ihn wieder zusammengerollt und in den Keller
gebracht.
Vielen Dank für Eure Geduld beim Lesen dieses Blogs. Schöne
Weihnachten für Euch und Eure Familien.
Auf bald, im Brockhaus von 2014.
Auf bald, im Brockhaus von 2014.
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